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Kathrin & Harald mit ihrer Tochter Alina

Mit Kindern ändert sich das Leben, ganz klar. Obwohl der Nachwuchs im Mittelpunkt steht und Priorität hat, müssen die Eltern ihre Ziele nicht essentiell zurückstecken. Dass das reibungslos klappt, hat Kathrin bewiesen. In der Schwangerschaft hat sie ihr Zweitstudium finalisiert und zeitgleich ein Executive Studium begonnen. Kaum war ihre Tochter ein Jahr alt, entschied sie sich für den Schritt in die Selbstständigkeit. „Denn nur weil man ein Kind hat, braucht man seine eigenen Ziele nicht beiseiteschieben“, so Kathrin.

Das Leben als Lernprozess

Kathrin hatte einen erfüllenden und zeitintensiven Job in der Pressestelle am Flughafen Wien als sie schwanger wurde. Trotz der neuen Umstände, verfolgte sie ihr Zweitstudium, den Magisterabschluss der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, und strebte ihren MBA an der Modul University Vienna, für den sie erst kurz zuvor angenommen wurde, an. „Für mich war es ganz klar, dass ich weiterhin lernen will. Schwanger oder nicht, das Leben ist ein Lernprozess und ich habe Freude daran. Ich entschied mich ganz klar für beides: Schwangerschaft & Weiterbildung. Vom Job würde ich mir eine 1-jährige Babypause nehmen“, erzählt Kathrin. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie noch nicht, dass sie nicht mehr an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren wird.

„Für mich war es ganz klar, dass ich weiterhin lernen will. Schwanger oder nicht, das Leben ist ein Lernprozess und ich habe Freude daran.“

– Kathrin –

Workingmum

Schwanger an der Uni

Wöchentlich saß Kathrin in ihrem letzten Kommunikationsseminar an der Uni Wien. Ab dem 3. Schwangerschaftsmonat kamen noch durchschnittlich vier Tage MBA-Blockunterricht im Monat hinzu. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Anwesenheit alleine nicht reichte. Diverse universitäre Arbeitsaufgaben standen an der Tagesordnung und wurden nach ihrem Arbeitstag absolviert. „Sehr selten habe ich mir einen freien Tag gegönnt. Immerhin hatte ich auch meine Magisterarbeit zum Thema Geschlechtergleichstellung in der Medienindustrie zu schreiben. Da bekam ich die Nachteile Frau zu sein quasi am Tablett serviert (lacht)“, so Kathrin. Als größte Herausforderung empfand sie die mit Fortschritt der Schwangerschaft ansteigende Müdigkeit, während zeitgleich Konzentration und Fokus gefragt waren.

Ambitionierte Ziele & neue Prioritäten

Kathrin hatte klare Ziele: Die Magisterarbeit zwei Monate vor der Geburt abzugeben & die Magisterprüfung etwa acht Wochen nach Geburt zu absolvieren. Das MBA-Studium würde sie erst etwa ein Jahr später abschließen. „Meine Ziele waren ambitioniert. Vor allem, weil ich noch nicht einschätzen konnte, wie sich das Leben mit einem Neugeborenen ändern wird. Zum Glück hatte ich ein sehr fröhliches Baby – sie schlief von Anfang an gut. Das erleichterte mir nicht nur meinen Alltag, sondern auch meine Ziele zu verfolgen. Während sie auf mir schlief, habe ich Arbeitsaufgaben erledigt oder für Prüfungen gelernt“, erinnert sich Kathrin. Dennoch kam Kathrin von ihrem gesteckten Zeitplan ab und musste Adaptierungen vornehmen. „Prioritäten haben sich natürlich verschoben. Ich habe die Uni-Arbeiten ganz bewusst gerne einmal zwei bis drei Tage zur Seite gelegt. Ich sagte mir immer, „es ist alles gut, so wie es ist“ und machte mir selbst keinen Druck“, so Kathrin.

Neugeborenes schnuppert Uni-Luft

Mit etwa vier Wochen war Tochter Alina erstmals an der Uni. Während Kathrin ein 2-tägiges Seminar absolvierte, war Alina untertags bei der Oma, die in unmittelbarer Nähe der Universität wohnte. So bekam Kathrin ein bis zwei Mal täglich Besuch von dem Oma-Enkelin-Gespann, um ihre Tochter zu stillen. Zwischendurch akzeptierte Alina auch ein Fläschchen mit Pre-Nahrung. Als Alina etwa acht Wochen alt war, begleitete sie ihre Mama zur Magisterprüfung. Gemeinsam mit ihrem Papa wartete sie vor dem Prüfungsraum, während Kathrin ihre Magisterprüfung mit Erfolg absolvierte. „Natürlich war nicht alles rosig, es gab auch sehr anstrengende Tage. Aber diese schönen Erfolgsmomente gemeinsam mit meiner Tochter feiern zu dürfen, sind einfach unbezahlbar. Die Freude am Lernen konnte ich ihr so schon zeitig mitgeben (lacht), so Kathrin. Alina war auch bei der Graduation Zeremonie anwesend und lauschte ihrer Mama als Graduation-Sprecherin.

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Entscheidung für die Selbstständigkeit

Die Monate in der einjährigen Karenz vergingen wie im Flug. Alina feierte gerade ihren ersten Geburtstag und schloss bereits neue Freundschaften in der Kleinkindergruppe. Kathrin hatte unterschiedliche Pläne und musste Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen. Sie reichte ihr Exposé für ein Doktoratsstudium an der Uni Wien ein und verwarf dieses Vorhaben nur wenige Wochen später. Denn Kathrin entschied sich letztendlich für die Selbstständigkeit. „Ich war ja schon einige Jahre mit einem Bein in der Selbstständigkeit und jetzt war es an der Zeit ganz diesen Weg einzuschlagen. Ich fühlte einfach, dass es der richtige Zeitpunkt war. Also gründete ich The PR Avenue, meine eigene PR- und Kommunikationsagentur“, erzählt Kathrin. Ihren Job am Flughafen Wien löste sie einvernehmlich auf und startete in das neue Abenteuer Unternehmertum.

„Ich war ja schon einige Jahre mit einem Bein in der Selbstständigkeit und jetzt war es an der Zeit ganz diesen Weg einzuschlagen. Ich fühlte einfach, dass es der richtige Zeitpunkt war. Also gründete ich „The PR Avenue“, meine eigene PR- und Kommunikationsagentur.“

– Kathrin –

Kind & Arbeit vereinen

Obwohl es einerseits klare Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem gibt, verschwimmen die Grenzen lediglich. „Alina war schon mit mir bei Moderationsproben auf der Bühne und hat die Mikros ausprobieren dürfen. Während einer Podiumsdiskussion in einem Wiener Hotel, hatte sie die ganze Belegschaft in der Lobby auf Trab gehalten, bis ich mit der Moderation fertig war. Manchmal begleitet sie mich auch zu informellen Terminen oder unternimmt währenddessen etwas mit einer nahestehenden Person in unmittelbarer Nähe“, erzählt Kathrin. Durch diese Erlebnisse kommt Alina mit vielen Menschen in Kontakt, erlebt Neues und hat sichtlich Spaß. „Manchmal packt Alina ein paar Sachen zusammen, sagt „ich gehe arbeiten“, setzt sich zum Tisch und beginnt zu malen (lacht)“, erzählt Kathrin. Das hat sie wohl schon zeitig von ihren Eltern vermittelt bekommen. Denn auch Alina’s Vater ist beruflich eingespannt und viel auf Reisen.

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Balance: Klare Grenzen & Prioritäten setzen

Für eine Balance zwischen Beruf und Familie setzt Kathrin auf klare Grenzen und Prioritäten. „Priorität hat meine Tochter: Ihr gehört meine volle Aufmerksamkeit, sobald sie zu Hause ist. Ich verzichte weitestgehend auf mein Smartphone – dann brauche ich schon einmal 12 Stunden zur Beantwortung von WhatsApp-Nachrichten (lacht). Wird sie krank, verschiebe ich alle Termine und bleibe mit ihr zu Hause. Haben wir an einem Wochentag Lust in den Zoo, anstatt in den Kindergarten, zu gehen, dann machen wir das einfach. Diese Flexibilität habe ich durch meine Selbstständigkeit“, so Kathrin. Als Selbstständige braucht es Grenzen, „denn sonst läuft man Gefahr jede einzelne freie Minute am Computer zu verbringen. Ich arbeite gerne auch abends, jedoch setze ich mir selbst die Grenze drei Mal wöchentlich bis maximal 23 Uhr. Dafür mache ich vormittags gerne Aktivitäten, die meine Kreativität und Entspannung fördern, wie beispielsweise Sport oder ein Buch lesen, verrät Kathrin.

Interview mit Kathrin im März 2021.