Achtsam Papa sein
Manfred ist 43 Jahre alt, seit 14 Jahren mit seiner Frau Sophie zusammen, 10 Jahre davon verheiratet und hat einen 7-jährigen Sohn, der gerade die 2. Klasse Volksschule besucht.
Ein Aufwachsen ohne Vater
Die Geburt seines Sohnes vor knapp 8 Jahren hat sein Leben verändert. Manfred ist ohne die Anwesenheit seines Vaters aufgewachsen. Seine Mama hat sich toll um ihn gekümmert, eigentlich hat es ihm an nichts gefehlt. Und trotzdem wusste er schon früh, dass er später einmal ein toller Vater sein wird. Er wollte das ganze Paket: Heiraten, Familie, ein Vorbild für sein Kind sein, das waren seine Wünsche und Ziele im Leben.
Knapp am Burnout vorbei
Manfred war 15 Jahre lang in der gleichen Firma angestellt, ein sicherer Job, fordernd und meistens mit langen Tagen im Büro verbunden. Noch vor der Geburt seines Sohnes hat er gemerkt, dass er so nicht weitermachen kann. Er konnte nicht wirklich abschalten, die Gedanken kreisten auch am Abend um die Arbeit, er war knapp vor einem mentalen Burnout. Dann die Nachricht, seine Frau ist schwanger. Er wusste, er musste etwas ändern. Vor 8 Jahren hat er den Weg zur Meditation und Achtsamkeit gefunden, um wieder eine gewisse Balance in sein Leben zu bringen und vor allem, um seinen Sohn ein guter Vater sein zu können.
Sein Sohn kam auf die Welt, die ersten Jahre vergingen, Manfred arbeitete immer noch weit mehr als 40 Stunden die Woche. 2015 beschloss er, drei Monate in Väterkarenz zu gehen. Einerseits, um für seinen Sohn und seine Frau da zu sein und auch, weil er selbst eine Auszeit vom Beruf brauchte. Doch so einfach war das nicht. Eines Tages saß er mit seinem Sohn am Boden und spielte Lego, als sein Sohn, der gerade erst ein paar Sätze sprechen konnte, ihn geradeaus fragte: „Papi, woran denkst du eigentlich?“ Manfred fühlte sich ertappt, er hatte an die Arbeit gedacht. Wie so oft in diesen drei Monaten, als er eigentlich die wertvollen Momente mit seinem Sohn hätte genießen sollen. Dieser Tag hat etwas mit ihm gemacht.
Ich saß mit meinem Sohn am Boden, er muss ca. 3 Jahre alt gewesen sein. Beim Spielen sagte er zu mir:
„Papi woran denkst Du gerade?“
Mein 3-jähriger Sohn hatte mich ertappt.
Ich habe an die Arbeit gedacht, wie so oft in den letzten Jahren, als wir gemeinsam gespielt haben.
Dabei wollte ich doch immer ein „guter“ Vater sein.– Manfred –
Der Wendepunkt
So konnte es nicht weitergehen, es musste sich etwas verändern. Raus aus der Komfortzone, rein ins Ungewisse. Stunden wurden reduziert, er lenkte seinen Fokus noch mehr auf Achtsamkeit und Meditation und machte sich Gedanken, was er eigentlich machen wollte. Vor zwei Jahren war es dann endlich so weit, er entschied sich, ganz aus seinem sicheren Job auszubrechen und sich selbstständig zu machen. Er absolvierte eine Ausbildung zum Entspannungs- und Achtsamkeitstrainer und schloss das Unternehmensgründerprogramm des AMS ab. Ein Satz, den sein Gründungsberater damals gesagt hatte, geht Manfred nicht mehr aus dem Kopf: „Sich selbstständig zu machen ist zu 90% Persönlichkeitsentwicklung.“ Und damit sollte er recht behalten. Genau dieses Gefühl will Manfred seinem Sohn mitgeben. Dass man nicht immer den sicheren Weg gehen muss, dass man mutig sein und sich Dinge trauen soll. Manfred ist, neben seiner Selbstständigkeit, seit Beginn 2022 wieder in einem Unternehmen angestellt, hat sich aber seine eigenen Grenzen gesetzt. Er ist nicht mehr der Letzte, der aus dem Büro geht, seine Familie kommt an erster Stelle.
Die Schule und der gesellschaftliche Druck
Manfreds Sohn wird dieses Jahr 8 Jahre alt. Er geht in die Schule und ist tagtäglich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Er ist kein Kind mehr. Der gesellschaftliche Druck steigt, es werden gute Noten gebraucht, um in der Schule voranzukommen und man muss bestimmten Normen entsprechen, um mithalten zu können. Für Manfred als Papa ist es oft schwierig, das eigene Kind beim Erwachsenenwerden zu begleiten und zu sehen, welche Herausforderungen auf ihn zukommen. Umso schöner ist es für ihn, zu sehen, wie selbstständig sein Sohn schon ist. Es gibt Fähigkeiten und Kompetenzen, die Kinder nicht in der Schule lernen und die dementsprechend dann auch nicht „benotet“ werden.
Manfreds Sohn hat eine unglaublich ausgeprägte soziale Ader. Ihn kannst du in eine Gruppe stecken und innerhalb von 5 Minuten ist er mit jedem befreundet. Fähigkeiten wie soziale Kompetenz werden viel zu wenig gewürdigt, sind aber für das weitere Leben um einiges wichtiger als die Mathenote aus der zweiten Klasse. Hier gibt es im Schulsystem noch Nachholbedarf.
Es gibt Fähigkeiten und Kompetenzen, die Kinder nicht als Fach in der Schule lernen und die dementsprechend dann auch nicht „benotet“ werden.
Soziale Kompetenz zum Beispiel. Mir ist es viel wichtiger, dass mein Kind gut im Umgang mit anderen Menschen ist, als dass er nur super Noten nachhause bringt.
– Manfred –
Familiäre Rückhalt
Wenn es um die Themen Erziehung und Achtsamkeit geht, ist beiden Elternteilen wichtig, dass sie ihrem Kind das richtige Mindset mitgeben. Und vor allem vorleben. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, wo jeden Tag so viele Dinge passieren, die wir nicht beeinflussen können, ist es wichtig, das Vertrauen und die Gelassenheit nicht zu verlieren.
Auch, als Manfred den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat, ist seine Frau zu 100% hinter im gestanden. Sie hat darauf vertraut, dass Manfred weiß, was er tut. Und er wusste, dass er diesen Weg nur so lange gehen wird, dass sich dieser nicht negativ auf das Familienleben oder die finanzielle Lage auswirkt. Das gegenseitige Vertrauen ist ein wichtiger Pfeiler in ihrer Beziehung.
Deine Zukunft ist JETZT
Wie hättest du als Kind selbst gerne gelebt? Diese Frage hat sich Manfred gestellt, als er Papa geworden ist. Wichtig ist ihm, dass er für seinen Sohn auch ein Spielgefährte ist, ein Begleiter auf seinem Lebensweg, ein Freund.
Weiters hat es Manfred aufgegeben, alles im Leben planen zu müssen. Meistens kommt nämlich eh immer alles anders, als man denkt. Er vertraut darauf, dass sich alles fügen wird, dass das Leben einen eigenen Plan hat. Hindernisse gehören zum Leben dazu und aus Problemen lernt man.
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