Eltern und das ewig schlechte Gewissen
Man hat ein schlechtes Gewissen, weil man zu viel am Handy hängt, während man mit seiner Tochter spielt. Oder es schon den dritten Tag in Folge Spaghetti gibt. Oder man wieder mal dem Partner am Abend nur mit einem Ohr zugehört hat. Irgendetwas kommt immer zu kurz, alle anderen Eltern machen ihren Job besser als man selbst. Unter diesen Gewissensbissen leiden alle Eltern. Punkt. Und das ist anscheinend gar nicht mal so ungesund.
Ein schlechtes Gewissen zu haben ist nicht ungesund
Es ist vor allem völlig normal! Wir Menschen neigen zum Perfektionismus und fühlen uns nicht gut, wenn wir unsere Anforderungen an uns selbst oder als Eltern nicht erfüllen können. Narzissten zum Beispiel können keine eigenen Fehler eingestehen und schieben ihr Versagen immer auf andere. Von Psychopaten ganz zu schweigen. Diese tun schlimme Dinge und können danach am Essenstisch mit ihrer Familie sitzen, ganz ohne schlechtem Gewissen. DAS wäre nicht gesund.
Also wie gesagt, Schuldgefühle sind etwas ganz Normales und als Eltern ein schlechtes Gewissen zu haben, ist bis zu einem bestimmten Grad völlig ok. Es darf nur nicht ausarten. Man muss versehen, dass man nicht zu 100% perfekt sein kann und nicht auf den Dingen herumreiten, die man halt nicht geschafft hat oder die man nicht richtig gemacht hat.
Wie kann man mit diesen Schuldgefühlen umgehen?
Dein eigener Anspruch
Frage dich, wie realistisch dein Anspruch an dich selbst als Mama oder Papa eigentlich ist. Welchen Anspruch an dich selbst erfüllst du eigentlich gerade? Kannst du diesen Anspruch jemals erfüllen oder hast du dir ein utopisches Ziel gesteckt? Vielleicht sind das auch gar nicht deine eigenen Ansprüche, sondern du orientierst dich an anderen Eltern und denkst dir: Wenn die das können, kann ich das auch. Doch jede Familie hat ihre eigenen Regeln und ihre eigene Dynamik. Wenn du merkst, dass du durchgehend ein schlechtes Gewissen hast, weil du deinen Ansprüchen an dich als Mama, Papa, EhepartnerIn, Freundin, KollegIn nicht erfüllst, dann musst du deine Ansprüche ändern.
Die Angst hinter Schuldgefühlen
Welche Angst oder welche Sorgen verstecken sich hinter deinem schlechten Gewissen? Ist es die Angst, zu versagen? Oder dass sich das eigene Kind nicht so fühlen soll, wie man sich selbst in seiner Kindheit gefühlt hat?
Wenn man die Angst klar benennen kann, kann man auch objektiv auf diese Angst schauen und sich ihr stellen. Viele Ängste, die man aus der eigenen Kindheit noch mitträgt, haben nichts mit der jetzigen Elternsituation zu tun, in der man selbst gerade ist. Wenn man zum Beispiel in der eigenen Kindheit wenig Schutz und Nähe erfahren hat, neigt man dazu, dem eigenen Kind (zu) viel davon zu geben. Und schnell kann das Gefühl aufkommen, dass man dem eigenen Kind aber heute nicht genug Nähe gegeben hat, obwohl es davon reichlich bekommen hat. Und schwupps, das schlechte Gewissen ist wieder da. Falls es dir schwerfällt, diese Angst greifbar zu machen, kann man sich hier auch professionelle Hilfe holen.
Ehrlichkeit
Sei ehrlich zu deinem Umfeld und vor allem zu DIR. Es ist vollkommen ok, müde und überfordert zu sein, wenn etwas mal nicht so funktioniert, wie du es dir vorgestellt hast. Indem du deine eigenen Gefühle und Gedanken aussprichst, lebst du deinen Kindern vor, wie sie auf ihre eigenen Bedürfnisse achten und keine Scheu haben sollen, sich zu öffnen.
Je offener du zu deinem Umfeld bist, desto mehr wirst du erleben, dass du nicht die einzige Person mit Schuldgefühlen bist. Jeder Mensch hat sie, ob Eltern oder nicht. Der Druck von außen, immer allen gerecht zu werden, ist allgegenwärtig. Es hilft, sich ehrlich über deine Schuldgefühle mit anderen Menschen und auch Eltern in einer ähnlichen Situation auszutauschen und auch im Gespräch zu merken, dass manche Dinge doch gar nicht so schlimm sind, wie wir eigentlich denken.
Ihr macht das gut!
Du bist bestimmt eine gute Mama oder ein guter Papa. Deine Kinder haben ein Dach über den Kopf, Essen auf dem Tisch und vor allem, werden von dir geliebt. Und das heißt nicht, dass ihr jeden Tag Übereltern sein müsst, es ist ok, wenn es euch einmal reicht. Es ist ok, wenn man die Kinder mal vor dem Fernseher packt, wenn man selbst ein bisschen Ruhe will. Und bitte lasst euch nicht durch die Sozialen Medien täuschen, auch Mama Bloggerinnen haben nicht immer alles im Griff, auch wenn das auf manchen Kanälen oder Blogs so dargestellt wird. Realistische Vorbilder machen das Leben leichter.
Hinterlasse einen Kommentar